Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Die einzige Antwort ist Gemeinschaft

Sybille Hoffmann und Michael Schade sind überzeugt: „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist möglich!

Herzlichen Dank an Andreas Balzer, der uns die Komplett-Renovierung eines Zimmers in seiner Urlaubszeit schenkte!

von Judith Samson / November 2023

„Die einzige Antwort in diesem Leben auf die Einsamkeit, die wir alle fühlen müssen, ist Gemeinschaft.“ Gerade in dieser Zeit, in der leider noch wenig von einer Transformation zu einer kooperativen, friedlichen und umweltbewussten Lebensweise unserer Gesellschaften zu spüren ist, sondern wir eher das Gegenteil erleben, bewahrheitet sich dieses Zitat von Dorothy Day. Ohne eine Gemeinschaft mit anderen Menschen können wir sie nur schwer durchstehen und die Hoffnung aufrecht erhalten. Das ist auch unser Erleben hier in der Gemeinschaft.

Wir brauchen einander, um uns gegenseitig emotionalen Halt zu geben, im Alltag und auch in Krisenmomenten, wie sie für unsere Mitbewohner*innen ja leider immer wieder auftreten. Wenn z.B. Zukunftspläne nach langer Vorbereitung sich nicht so erfüllen, wie gehofft, wenn eine Abschiebung droht oder Familienangehörige im Heimatland in Not sind. Oder auch einfach, wenn immer wieder neu Geduld erforderlich ist, weil das Asylverfahren nicht weitergeht. Ganz aktuell, weil die migrationspolitische Debatte sich so verschärft und damit verunsichert. Da ist es gut zu wissen, dass fast immer jemand in der Küche zu finden ist. Einsam muss man hier nicht lange sein, wenn man nicht will.

Oft ist die gegenseitige Hilfe auch ganz praktisch: eine*r hilft mit IT-Kenntnissen bei Computer-Problemen, jemand anderes schneidet Haare oder schneidert und immer wieder braucht es natürlich Hilfe beim Deutschlernen. „Herzlich Müllkommen“ heißt es da z.B. in dem wöchentlichen Treffen von „Deutsch für die Tonne“, bei dem die verschiedenen „Mülltitalente“ unserer Gemeinschaft miteinander Deutsch üben. Grundlage dafür bilden die einfallsreichen Sprüche auf den Hamburger Mülltonnen, die zum Aufhänger für das Besprechen von Sprichwörtern, Grammatik oder Wortschatz werden. Als Gemeinschaft liegt uns z.B. „Man muss die Reste feiern, wie sie fallen“ sehr nahe, da wir ja regelmäßig und gern feiern. Wobei wir dabei aufpassen müssen, dass wir nicht nachher „hier überflüssige Pfunde loswerden“ müssen. „Ihre Papiere bitte“ ist durchaus eine vertraute Wendung durch die vielen Behördengänge. Die Klimabewegten fordern: „Entsorg den Müll und nicht den Planeten!“ Ein scheinbar auf Privatinitiative beklebter Müllbehälter wurde zum „Mullah-Eimer“, der sich mit dem Freiheitskampf der iranischen Frauen solidarisiert. Und manchmal wünschte man sich, es wäre so einfach: „Wirf hier deine Sorgen hinein“.

Denn natürlich hat das Gemeinschaftsleben auch seine Herausforderungen: „Es ist eine Buße, zu arbeiten, sich für andere hinzugeben, die Nadelstiche des Gemeinschaftslebens zu ertragen.“ Als Buße wie die fromme Katholikin Dorothy Day verstehen wir unser Leben hier zwar nicht, aber die Nadelstiche spüren wir schon manchmal. Wir alle bringen unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten und Prägungen mit in das Zusammenleben. Damit hängen verschiedenste Bedürfnisse zusammen, die nicht immer alle gleich gut erfüllt werden können, so dass Frustrationen und Spannungen, wie auch in Familien, nicht ausbleiben.

Ganz konkrete Nadelstiche der freudigen Art gab es bei unserem Nähworkshop Ende Oktober. Einen ganzen Samstag hat sich Ursel Beckmann Zeit genommen, um interessierten Mitbewohner*innen und anderen zu zeigen, wie „Ecobags“ genäht werden können. Dieses Kreativsein mit einem konkreten Ergebnis, mit dem Energie beim Kochen gespart werden kann, machte allen großen Spaß (s. Artikel Birgit Gödde) und war so erfolgreich, dass bald noch ein eigener Männer-Näh­workshop stattfinden wird. Dietrich kann noch nicht nähen, aber vielleicht danach...

Gefreut haben wir uns auch sehr über den Besuch von Monika Bauer, der Autorin der ersten deutschsprachigen Biographie Dorothy Days. In der St. Joseph Kirche gab die Schweizerin am 6. Oktober einen Einblick in das Leben dieser energischen und vielseitig talentierten Aktivistin.

Einen persönlichen Anlass zur Freude hatten Dietrich und Uta, die Anfang September mit einer großen Gartenparty ihre silberne Hochzeit feierten. Kurz danach brach Dietrich nach Lesbos auf, wo er sich vor Ort über die aktuelle Lage der Geflüchteten informierte. Sein ausführlicher Bericht ist auf unserer Internetseite zu finden.

Beim offenen Abend am 18. Oktober sprachen Michael Schade, der sich seit Jahrzehnten mit verschiedenen Aktionen für den Frieden einsetzt, und Sybille Hoffmann von der Hamburger „Volksinitiative gegen Rüstungsexporte“ mit uns in großer Runde darüber, „Warum ich immer noch Pazifist*in bin“. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht und angeregt darüber diskutiert, warum für uns – entgegen aller gesellschaftlichen Tendenzen zur Militarisierung – der Einsatz von Waffen nicht als Mittel zur Herstellung eines dauerhaften Friedens gesehen werden kann.

Keine Pappnasen, aber dafür Snacks, tiefgehende Gespräche und nette Begegnungen gab es am 11.11., als wir beim „Budni-Patentag“ wieder vor einer Filiale unserer lokalen Drogeriemarktkette über unsere Arbeit erzählen konnten. Wie bei den letzten Malen waren viele Mitbewohner*innen engagiert dabei und sammelten so Spenden für unser Haus.

Jetzt gehen wir auf die Adventszeit zu und freuen uns auf einen gemeinsamen Adventsabend, dieses Mal mit einer niederländischen Freundin, die uns die Gebräuche zum Nikolaustag aus unserem Nachbarland näher bringen wird.



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