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Rampenplan - Bericht aus einer Volxküche im Wendland
von Elisabeth Büngener / Dezember 2008 Nachdem ich vor zwei Jahren bei der Demo in Gorleben den Entschluss gefasst hatte, den Widerstand gegen den Castor-Transport durch Mithilfe beim Kochen zu unterstützen, machte ich mich nun dieses Jahr etwas aufgeregt und sehr gespannt auf dem Weg ins Wendland. Mein „Einsatzort“ war das kleine Dörfchen Gedelitz, nahe des Zwischenlagers, wo das Gasthaus Wiese X-tausendmalquer sein Gelände für ein Camp zur Verfügung gestellt hatte. Dorthin war auch wieder die mobile Volksküche Rampenplan (aus den Niederlanden) gekommen, die schon seit vielen Jahren für die Verpflegung der DemonstrantInnen und BlockiererInnen sorgt, ehrenamtlich und auf Spendenbasis. Nachdem ich mich im Gästesaal des Gasthauses mit meinem Schlafsack häuslich eingerichtet hatte, machte ich mich erwartungsvoll auf zum Küchenzelt. Ich wurde sehr nett aufgenommen, und die Arbeit begann. Um die nahe Blockade vor dem Zwischenlager und die TeilnehmerInnen der Demo am Samstag zu versorgen, wurde rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb gekocht, vegan, mit Lebensmitteln aus ökologischem Anbau aus der Region. Das Küchenteam schafft es, nach 28 Jahren Erfahrung, leckeres und ausgewogenes Essen für größte Gruppen zu kochen. Beim Schnippeln, Putzen und Abwaschen traf ich viele tolle Menschen allen Alters und mit vielerlei beruflichen Hintergründen aus der gesamten Republik. Die Menschen, die sich in der Küche „hauptamtlich“ engagieren, sind nicht nur gute KöchInnen, sondern auch menschlich einfach wundervoll, freundlich, offen und in der Kommunikation mit der Polizei geschickt und erfahren. Wenn ich nicht gerade schlief oder Küchenhilfe leistete, habe ich mich auch mal um die Klos gekümmert. Aber es blieb auch Zeit, um einfach eine schöne Nacht bei Mondenschein an der Feuertonne zu erleben. Ein bisschen Aufregung gab es sogar bei uns im stillen Camp (die meisten Leute waren ja bei der Blockade, und nur bei großer Erschöpfung gönnten sich manche ein paar Stunden Schlaf im Camp): Am Sonntag fuhr eine große Polizeikolonne Richtung Zwischenlager – Autos, Mannschaftswagen, technisches Gerät und Wasserwerfer. Sofort gab es eine kleine Blockade vor dem Camp, ein paar Traktoren, ein paar Bänke, einige Leute und eine Dichterlesung. Wir waren uns nicht sicher, ob dies der richtige Platz für eine ernsthafte Blockade war, da wir die Räumung des Camps befürchteten. Nachdem die Polizei schon ihre drei Aufforderungen ausgesprochen hatte, überlegten sie sich die Sache anders, drehten mit ihrem ganzen Tross um und fuhren wieder davon!?! In der Nacht von Sonntag auf Montag hatte ich die Ehre, mit einem Lieferwagen der Küche zur Blockade zu fahren, um Suppennachschub dorthin zu bringen. Die Polizei ließ uns durch die Absperrungen fahren, und im Scheinwerferlicht des Zwischenlagers bot sich mir ein fast romantisches Bild: Viele hundert Menschen, gelagert auf Stroh und Decken – die übrigens die wendländische Bevölkerung nach einem Aufruf im Radio innerhalb von zwei Stunden herbeigebracht hatte – überspannt von Zelten aus grob behauenen Baumstämmen und Planen. Dazwischen und rundherum, relativ entspannte PolizistInnen, daneben unsere Küchenfiliale. Die Menschen auf der Blockade waren äußerst dankbar für heiße Suppe und Getränke – immerhin harrten viele schon seit mehr als 36 Stunden dort in der Kälte aus. Insgesamt bis zur Räumung waren es zum Schluss fast zwei Tage Blockade von bis zu 1000 Menschen. Als ich mich dann am Montagabend schweren Herzens vor Abschluss der Proteste wieder nach Hause aufmachte – ich wurde am Dienstag zu Hause gebraucht und hatte eine günstige Mitfahrgelegenheit –, war meine Hochachtung vor dem Widerstand im Wendland nochmals sehr gestiegen. Allein die Organisation: Anreise, Unterkunft, Verpflegung, Information und Schulung der oft sehr jungen Blockade-TeilnehmerInnen: Note „sehr gut“. Die breite Unterstützung der Proteste aus allen Bevölkerungsschichten und Altersstufen aus der gesamten Republik, der Mut, die Erfahrung im gewaltfreien Protest – es erscheint mir fast wie ein Wunder. Zum Schluss noch eine kleine Anekdote. Lilgrit von der Küche erzählte: „In einem Jahr waren die PolizistInnen kurz davor zu streiken. Sie erhielten wohl nur Kaltverpflegung und alle paar Stunden etwas Warmes zum Trinken. Da forderten sie, endlich so gute Verpflegung zu erhalten wie die DemonstrantInnen!“ |
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