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Elena mahnt schon mal fleißig vor der Ausländerbehörde

Am 26.2. organisierten wir eine Straßenaktion gegen Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen und für eine menschenfreundliche Flüchtlingspolitik mit

von Anne Beyer-Rogers / März 2016

„Was ist denn so los bei Brot & Rosen?“ fragte mich neulich unsere ehemalige Mitbewohnerin Hilal am Telefon. Eine Antwort darauf zu geben fiel mir gar nicht so leicht. Allein bei Manuel, Noah und mir ist so einiges los, heißt es doch für uns Abschied zu nehmen von Brot & Rosen. Viele Dinge im Haus erleben wir jetzt zum letzten Mal mit, und das ist nach 3,5 Jahren ein ganz seltsames Gefühl und für mich noch gar nicht zu fassen.

Aber um mit einem Klassiker anzufangen: Wie jedes Jahr haben wir auch dieses Mal im Januar wieder eine große Dankepost-Aktion gestartet, bei welcher wir uns bei all unseren treuen SpenderInnen bedankt haben, die unsere Arbeit mit ihrer finanziellen Hilfe so sehr unterstützen und erleichtern. Birke hatte die Aktion wieder super vorbereitet, so dass es ein entspanntes Miteinanderschreiben, -stempeln und -kleben wurde. Und tatsächlich waren alle vom Haus da und haben mitgemacht. An dieser Stelle noch mal ein riesiges Dankeschön an euch SpenderInnen!

Was unsere MitbewohnerInnen betrifft, so ist auch bei ihnen allen innerlich viel los, aber äußerlich bewegt sich weiterhin leider nichts. Unsere syrische Familie wartet nach wie vor darauf, dass der Vater nun endlich aus Libyen zu ihnen nachziehen darf. Aufgrund der verschärften Asylgesetze wird es ihm aber die nächsten ein bis zwei Jahre nicht erlaubt sein, nachzureisen. Und auch für Mutter und Schwester bleibt weiterhin unklar, ob sie in Hamburg bleiben dürfen oder in eine andere Stadt müssen. Unser ghanaischer und unser serbischer Mitbewohner warten ebenso darauf, mit ihrer Familie zusammenkommen zu dürfen, doch auch hier tut sich nichts. Und unsere neue Mitbewohnerin aus Elfenbeinküste hat gerade erfahren, dass sie bis November warten muss, bis ihr Asylantrag auch nur bearbeitet wird. Alle sind im Wartemodus und das zehrt an den Nerven. Das ist immer wieder auch deutlich spürbar. Und das Grau am Himmel trägt auch nicht gerade dazu bei, die Gemüter aufzuhellen. Dafür müssen wir also schon selbst sorgen.

Und wie geht das? Zum Beispiel mit einer spontanen Cocktailparty! Unsere honduranische Mitbewohnerin trommelte vor kurzem alle im Haus zusammen und bereitete uns köstliche Caipirinhas und Mojitos zu. Das erste Mal in unserer neuen Hausbar! Unsere syrischen Mitbewohner haben uns an dem Abend einen traditionellen Kreistanz beigebracht. Und so wissen wir jetzt, dass der syrische Tanz vor allem die Hüften schwingt, während die kurdischen Tänze, die wir noch von Hilal kennen, vor allem die Schultern zum Wackeln bringen. Zum Glück sind schon ein weiteres Geburtstagsfest und auch ein Spieleabend für alle geplant. Für Bewegung und frischen Wind sorgte auch Elena, die uns im Januar für drei Wochen besuchte. Sie fühlt sich der Catholic Worker-Bewegung, die sie in Los Angeles kennengelernt hat, sehr verbunden und möchte sich auch mit Brot & Rosen noch mehr verbinden. In welcher Form das sein wird, wird sich noch zeigen. Es ist auf jeden Fall schön, dass sie als junge Frau Brot & Rosen unterstützen möchte, gerade wo durch Manuels, Noahs und meinen Abschied die Zahl der festen MitbewohnerInnen schrumpft. Und das, obwohl Brot & Rosen dieses Jahr doch 20 jähriges Jubiläum feiert! Aber Uta, Dietrich, Birke und Christiane haben schon so einige Engpässe in den Jahren gemeistert, dass ich mir keine ernsthaften Sorgen um die Zukunft von Brot & Rosen mache.

Wir freuen uns aber trotzdem sehr über kurzzeitige HelferInnen, wie z.B. Ludger, ein Jesuit, der lange Jahre als Seelsorger in der Abschiebehaft in Berlin gearbeitet hat und im Februar für zwei Wochen bei uns ist.

Offen sind wir auch weiterhin für Menschen, die über einen längeren Zeitraum bei uns mitleben möchten. Meldet Euch gerne bei uns!

Dies umso mehr, als Estella, unsere Freiwillige aus den USA, sich entschlossen hat, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie fasste leider nie richtig Fuß hier und zog nun die Konsequenz. Ihre Grünkohlrezepte und manches mehr werden uns in guter Erinnerung bleiben.

Ja, es war eine ganz besondere Zeit hier für mich und uns bei Brot & Rosen. Gastfreundschaft und Gemeinschaft erleben und leben zu können ist eine wunderbare Erfahrung für mich gewesen. Auch war es immer wieder eine Herausforderung für mich, die Balance zwischen Gemeinschaftsleben und Raum für mich oder für meine Familie zu finden. Aber es hat sich gelohnt, diese Herausforderung anzunehmen. Ich wurde so reich beschenkt: All die großen und kleinen Begegnungen mit den Menschen, die in unserem Haus leben oder diesem verbunden sind; Leben, Alltag, Verantwortung, Freud und Leid, Essen, Ressourcen und Spiritualität und auch die politische Gesinnung miteinander zu teilen, und, wenn es denn unbedingt sein muss, auch das letzte Stück Käsekuchen. Wunderschön fand ich es, erleben zu dürfen, dass sich alle so sehr an unserem Sohn Noah freuen, und wie er durch seine freundliche und charmante Art die Menschen hier im Haus miteinander verbindet.

Und so ist das nun also mein letzter Artikel im Brot & Rosen-Rundbrief. Ich verabschiede mich von euch - wer hat es geahnt? – mit einem lachenden und weinenden Auge. Denn bei allem, was wir hier zurücklassen, warten zum Glück auch in Freiburg ganz wundervolle Menschen, unsere Familie und FreundInnen, auf unsere Rückkehr und freuen sich darauf, Noah beim Großwerden ganz nah erleben zu dürfen. Der großen Brot & Rosen-Familie wünsche ich alles Gute und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen beim europäischen Catholic Worker-Treffen im Mai!



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