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Unser Biomarkt

von Kathrin Krause im Gespräch mit Dietrich Gerstner / September 2017

Seit gut 18 Jahren holen wir beim bioMarkt Barmbek die Reste ab und kaufen darüber hinaus viele Lebensmittel dort. Wir sind dankbar für diese Hilfe und wollen „unseren“ Biomarkt dabei unterstützen, im Sinne einer menschengerechten Wirtschaft weiter zu bestehen. Dietrich Gerstner traf sich zum Gespräch mit der Inhaberin Katrin Krause.

Dietrich: Als Du 1999 gemeinsam mit Bernhard den bioMarkt Barmbek eröffnet hast, was war da Eure Gründungsidee?

Katrin: Wir waren damals ganz schön ehrgeizig. Unser Laden sollte der größte und modernste Bioladen Hamburgs sein, und das waren wir auch eine Weile. Wir wollten raus aus der „Öko-Ecke“, die nur für Insider ist. Also keine schrumpeligen Äpfel mehr zum vollen Preis, nicht nur Vollkorn und handgeschriebene Zettel. Wir wollten ja „alle“ erreichen und darum die Schwelle niedriger setzen. Darum der Laden direkt an einer großen Straße, drinnen viel Licht, Bezahlung mit EC-Karte möglich, Visitenkarten an der Kasse usw. Dazu alles immer frisch und optisch ansprechend.

D: Damit hattet Ihr aber auch manche Probleme der modernen Wohlstandsgesellschaft in Kauf genommen – also auch Verpackungsmüll, frühes Aussortieren von eigentlich noch genießbarer Ware, etc.

K: Frische Produkte verkaufen sich viel schneller, so dass wir mehr Umsatz machen und am Ende verhältnismäßig weniger Schwund entsteht. Richtig in die Mülltonne kommt tatsächlich kaum etwas, da wir die Reste ja an Euer Haus und ein paar andere Leute abgeben können, was für uns auch sehr gut ist. Als wir 1999 den Laden eröffneten, da wurde Bio gerade etwas „dekadent“ – auf einmal gab es auch Weißmehl im Sortiment, erste Fertigprodukte wurden in „bio“ hergestellt, die Verpackungen nahmen enorm zu, die Leute fuhren mit dicken Autos zu den Biohöfen zum Direkteinkauf usw. Dieser Trend schlug sich irgendwann nieder in den Biosupermärkten und in den Biosortimenten in den Einzelhandelsketten.

D: Ach so, darum das Schild vor Eurem Laden mit der Anspielung auf das kleine gallische Dorf, das den „Großen“ heftigen Widerstand leistet!

K: Naja, wir sind quasi umzingelt von diesen Biosupermärkten, auch dem bio in konventionellen Supermärkten. Viele kleine Bioläden mussten in Hamburg schon aufgeben. Wir halten uns bisher wacker und wollen weitermachen.

D: Aber ist es nicht gut, wenn insgesamt mehr bio verkauft wird?

K: Ja, natürlich ist mehr bio erst mal gut. Und die KundInnen entscheiden mit ihrem Einkauf, welche Art von Vermarktung sie wollen. Unsere Kundschaft kommt nicht nur zu uns, weil es „so nett“ ist bei uns, sondern weil wir einfach unschlagbar bei Käse und Obst & Gemüse sind, geballtes Fachwissen zur Verfügung steht und wir individuelle Sortimentswünsche erfüllen und Lieblingsartikel bestellen. Die Bioqualität ist in Biosupermärkten und kleinen Fachgeschäften in vielen Bereichen höher als im konventionellen Supermarkt und in Drogerieketten. Und wir haben allerlei Kompetenzen an Bord, z.B. Oecotrophologin, Heilpraktikerin, Kaufleute, Diplom-Biologin, Krankenschwester oder Künstlerin. Wir sind nicht nur einfach VerkäuferInnen, sondern bilden uns fort über Naturkost, Käse, Wein, Rohkost, Gemüsepflege, Kräuter, Saatgut, Hygiene, Kosmetik, Kommunikation und vieles mehr. Ein echtes Fachgeschäft eben...

D: Was verbindest Du persönlich mit dem Verkauf von biologischen Produkten und mit diesem Laden als Arbeitsort?

K: Ich verkaufe gerne Produkte, die ich selber esse und benutze. Ich brauche nirgendwo anders einzukaufen, da wir im Grunde alles haben. Nicht in dem Übermaß wie im Supermarkt aber eben doch alles, was ich brauche. Ich bin damit auch schon aufgewachsen. Mit 14 machte ich in der Schule meinen ersten alternativen Pausenstand. Ich engagierte mich im Schulgarten und dann auch für den Frieden. Kochen, Backen, Ernährung, das war schon früh irgendwie „mein Beitrag“ zu einer ökologischeren und gerechteren Welt. Das konnte ich machen. Und so studierte ich dann Ernährungs- und Hauswirtschaftslehre (Oekotrophologie). Schon im Studium arbeitete ich in einem Bioladen, später dann Vollzeit. Daraus entstand der Wunsch, einen eigenen Laden zu eröffnen. Ich habe gemerkt, dass ich alle meine Talente in einen Bioladen einbringen kann. Der bioMarkt Barmbek ist jetzt ein Ort, an dem ich gerne bin, wo ich lebe. Wir haben ein gutes Miteinander im Team, und um den Laden hat sich ein richtiges Beziehungsnetzwerk entwickelt. Die Leute kommen ja nicht nur zum Einkaufen in den Laden, sondern manchmal auch, damit sie andere Leute treffen...

D: Seit 2016 gibt es die Möglichkeit, bei Euch „Mitglied“ zu werden. Was bedeutet das?

K: Ich denke, wir befinden uns irgendwie in einer neuen Zeit mit „bio“. Ich habe es ja eben geschildert. Also sagen wir zu unseren KundInnen: Wenn Ihr wollt, dass wir als Euer Laden bestehen bleiben, dann könnt Ihr uns durch Euren Mitgliedsbeitrag unterstützen. Uns hilft diese Verbindlichkeit. Und Du kannst als Mitglied günstiger einkaufen bei uns, so dass es im Preis keinen nennenswerten Unterschied mehr gibt zu den Supermärkten. So haben hoffentlich alle was davon.

D: Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

K: Wir wollen noch einmal richtig durchstarten. Und dafür setzen wir auf ein neues Bewusstsein, das wir wahrnehmen: Angesichts der ökologischen Krise unserer Erde verzichten immer mehr Leute aufs Auto, Upcycling und die Vereinfachung des Lebensstils gelten in diesen Kreisen als „hipp“. Plastiktüten und Verpackungsmüll sind dagegen total „out“. Und darum möchten wir den Laden gerne weiter entwickeln in Richtung „Unverpackt“ – d.h. Produkte ohne Verpackung zu verkaufen. Das ist bei Gemüse und Obst ja eigentlich normal. Aber wir wollen das auch für andere Produkte anbieten. D.h. die KundInnen bringen ihre eigenen Verpackungen mit oder wir stellen Pfandgefäße zur Verfügung. Ich glaube, das passt zu uns und kann außerdem ein Beitrag zu mehr Ökologie, Fairness und Nachhaltigkeit in der Welt sein.

Der BioMarkt Barmbek ist in der Fuhlsbüttller Straße 164, 22305 Hamburg und ist Mo.-Fr. von 8:30 – 19 Uhr und Sa. bis 16 Uhr geöffnet. www.biomarkt-hamburg-barmbek.de .



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