Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Dem eigenen Weg folgen

von Simone und Daniel Hänel / März 2023

Im Oktober durfte ich bei der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten an der Feier zum Lebensversprechen von Simone und Daniel Hänel teilnehmen. Vor gut 10 Jahren interessierten sich die beiden auch für ein Mitleben bei Brot & Rosen und entschieden sich dann für die Basisgemeinde. Das war sicher eine gute Wahl, die zu den Beiden und ihren heute vier Kindern passt. (D. Gerstner)

Wir sind Simone und Daniel. In diesem Artikel wollen wir unseren Weg in eine verbindliche Form von Gemeinschaft beschreiben. Wir gehören zur Generation Y, Jahrgang 1986. Wir haben weiße Haut und einen deutschen Pass. Wir sind heute 36 Jahre alt und haben vier Kinder. Vor einiger Zeit haben wir entschieden, langfristig in der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten zu bleiben. Es fügte sich wie ein Wunder, dass Dietrich Gerstner von Brot & Rosen, ein Freund und Weggefährte, bei unserem Aufnahmeritual anwesend sein konnte.

Im Herzen hat der christliche Anarchismus der Catholic Worker immer eine wichtige Rolle gespielt. 2006 habe ich (Daniel) für ein gutes Jahr in Su Casa, einem Catholic Worker Haus in Chicago, gelebt. Für mich wohl das intensivste Jahr meines Lebens. Sowohl dass Christ-Sein bedeutet, politisch zu sein, als auch dass Menschen sich vergemeinschaften, war für mich neu. Auf dem Hintergrund eines konservativen, dogmatischen Protestantismus wurde die Welt in diesem Schwarzen- und Latino-„Ghetto“ in den USA plötzlich bunt und nuanciert. Für mich und später uns als Paar war klar, dass wir in Gemeinschaft leben wollen, weil wir an die biblischen Wahrheiten und eine 4000-jährige Spiritualität glauben und wir unseren Weg in dieser Zeit suchen.

Im Studium stellte sich uns die Frage, selbst ein Projekt zu gründen oder sich bestehenden Gemeinschaften anzuschließen. Da wir bereits mit 24 Jahren unsere Tochter bekamen und wir eine Ahnung hatten, was es heißt, ein Projekt aus dem Boden zu heben, haben wir uns entschieden, die Geschichte einer Gemeinschaft weiterzuschreiben und unseren Teil einzubringen. Wir zogen im Sommer 2013 in die Basis-gemeinde Wulfshagenerhütten. Wir kamen aus schwierigen Situationen – beide ein Doppelstudium, keine sozialen Netze vor Ort, ein Job als Suchttherapeut und zwei Kinder.

Die Basisgemeinde war für uns ein sicherer Hafen. Wir konnten aufatmen. Gleichzeitig war die Gemeinschaft sehr mit ihrer Vergangenheitsaufarbeitung und „alten Geschichten“ beschäftigt. So war es eine win-win-Situation. Wir hat-ten einen Platz, konnten Familie sein und gleichzeitig wurde hier das gelebt, was wir leben wollten.

Die Gemeinschaft, überwiegend Menschen der Babyboomer-Jahre, hatte wieder Hoffnung, dass es weitergeht. Auch wenn wir schon schnell wussten, dass unser Platz in der Basisgemeinde ist, waren die Aushandlungsprozesse und das aneinander Abarbeiten wegen der verschiedenen Generationen ein Weg, der neun Jahre brauchte und bis heute anhält. Die Basisgemeinde ist schon lange in der Gegenwart angekommen und entwickelt Lösungen für die Fragestellungen, die heute auf unserem Weg liegen. Wir haben hier eine tragfähige Infrastruktur, die sich wie ein pulsierender Organismus mit den Menschen entwickelt, die hier sind und Lust haben, sich zu investieren. Neulich porträtierte der NDR zweimal 30 Minuten in ihrem Format „Klosterküche“ unser Leben: „Die Basisgemeinde – Kloster oder Kommune“ und „Die Basisgemeinde – Tischlerei und Nächstenliebe“.

Wir versuchen als Gemeinschaft unser Leben aktiv in die Hand zu nehmen und für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen. Dies ist ein tagtäglicher Balanceakt, der unser Leben lebendig macht. Es ist immer ein Ringen, denn wir leben in einem Land, das auf Kosten anderer lebt, versuchen aber, hier in dieser Gesellschaft ein Gegenpol zu sein: Leben miteinander teilen; gemeinsam suchen, wie ein Leben in unserer Welt nachhaltig und gerecht gelebt werden kann; versuchen in Kontakt zu bleiben, auch wenn wir in Konfrontation gehen. Es ist ein Versuch weg vom Dogmatismus, aber immer daran festhaltend, unsere Kontur zu behalten.

In Zeiten von Krisen, Überforderung, Unsicherheit, Inflation und Vereinsamung ist Gemeinschaft für uns weniger eine Option, als vielmehr eine Notwendigkeit. Das was in „Links-Ökokreisen“ heute en vogue ist, Carsharing, Lebensmittel-Retten, Tauschringe, gemeinsame Kulturzentren etc., ist hier seit 1983 Normalität. Gleichzeitig sind die emotionale Dichte von Gemeinschaftsleben und die Unzulänglichkeiten, weil wir Menschen und keine Engel sind, Realität. Genau deshalb und weil jeder wache Mensch den eigenen Weg finden darf, lieben wir es, als Gemeinschaft auf dem Weg zu sein und zu bleiben.



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