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Dikras Geschichte

von Dikra A. / Juni 2021

Dies ist das erste Mal, dass ich meine Geschichte hier in Deutschland aufschreibe. Vielleicht ist sie nicht ungewöhnlich, aber ich erzähle sie auf alle Fälle gerne.

Meine Geschichte beginnt im Juni vor vier Jahren, als ich als Braut die Reise von Algier über Frankfurt nach Hamburg antrat. Ich ließ alles hinter mir: Meine Familie, meine Arbeit als Anwältin in Algerien, meine Erinnerungen.

Und doch war ich sehr glücklich.

Ich war jedoch nicht darauf vorbereitet, dass es eine Reise in eine Erfahrung sein würde, die ich bis zu meinem 35. Lebensjahr noch nicht gemacht hatte.

Kaum in Deutschland angekommen, merkte ich, dass ich mit einer sehr komplizierten Person zusammenlebte. Alles war verboten, Fernsehen, Bücher lesen, etc. Ich wurde behandelt wie eine Frau ohne Wert und Niveau. Das kam total überraschend für mich, hatte mein Mann doch schon lange Zeit in Deutschland gelebt. Nach einem Jahr fand ich mich auf der Straße wieder – ohne Wohnung und ohne Geld. Ich war verloren, was sollte ich machen, wohin sollte ich gehen? Ich konnte weder vor noch zurück.

Als ich dann von der Ausländerbehörde die Ankündigung der Abschiebung bekam, war ich nicht überrascht, denn als Anwältin hatte ich die deutschen Gesetze gelesen.

Aber ich betete und glaubte, dass jeder Schritt, den ich tat, Gottes Wille sei. Und so fand ich fünf Tage vor dem Abschiebungsdatum eine Arbeit, mit der ich bleiben konnte. Gott hatte mir viele gute Leute geschickt, die mir so sehr ge-holfen hatten.

Mein Leben ging zwei Jahre lang gut weiter, bis ich einen neuen Partner kennenlernte. Wir heirateten nach muslimischem Recht, um zusammen leben zu können. Leider hatte ich auch mit diesem Mann großes Pech und wir trennten uns. Nach der Trennung stellte ich dann fest, dass ich schwanger war. Nun hatte ich das Gefühl, wie in der Hölle zu sein. Denn gleichzeitig lief die Zeit weiter und mein Bauch wurde dicker. In meinem dritten Schwangerschaftsmonat kündigte mir die Ausländerbehörde abermals die Abschiebung an, wodurch ich meine Arbeit und damit mein Einkommen verlor. Ich konnte zwar bis zur Geburt meines Sohnes in Deutschland bleiben, aber am Ende musste ich auch meine Wohnung räumen: Eine Mutter mit einem zweimonatigen Kind ohne Geld, ohne Arbeit und ohne Wohnung!

Aber ich habe weiter gebetet und geglaubt, und in diese Situ-ation hinein schickte Gott mir etwas Gutes. Brot & Rosen war meine Rettung.

Was ist Brot & Rosen? Diese christliche Lebensgemeinschaft ist für mich so wie eine Kirche. Und hier leben Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, Menschen mit verschiedenen Hautfarben, Kulturen und Religionen – trotz aller Unterschiede – zusammen wie eine Familie! Ich habe die Wärme dieses Hauses von Anfang an gespürt, auch wenn ich zunächst Angst hatte, dass sie mich zurückweisen würden.

Und nun habe ich hier ganz neue Erfahrungen gemacht: Als Muslima habe ich das erste Mal Ostern mitgefeiert, als mein kleines Kind gerade drei Monate alt war. Ich habe hier den Fastenmonat Ramadan erlebt, und dies war der beste Ramadan, seit ich in Deutschland bin. Beim Zuckerfest am Ende des Fastenmonats haben wir alle zusammen gefeiert. Auch das kurdische Neujahrsfest haben wir gemeinsam begangen. Wir weinen zusammen und wir lachen zusammen, wir respektieren uns.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird, aber zurzeit habe ich keinen Stress mehr, denn ich fühle mich mit meinem Kind beschützt und zuhause. Für mich ist Brot & Rosen ein Vorbild für eine gute Welt, wie ich sie mir wünsche.



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