Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Frère Roger Schutz

Frère Roger Schutz (12.05.1915 – 16.08.2005)

Bruder Rob bei der Bibeleinführung für die Erwachsenen in der Familienwoche

von Ilona Gaus / September 2009

Seit der Gründung unserer Gemeinschaft singen wir jeden Morgen in unserer Andacht Lieder aus Taizé. Allerdings blieb unser Bezug zu Taizé über Jahre weitgehend auf das Singen und Beten beschränkt. Der letzte gemeinschaftliche Besuch in der ökumenischen Kommunität in Burgund war im Jahr 1994 gewesen, als wir als Gemeinschaftsgründungsgruppe dort eine Woche zur Beratung und Klärung verbrachten. Nun fuhren wir diesen Sommer auf Anregung von Jessica Drews, die das vergangene Jahr als Freiwillige bei uns verbrachte und selbst begeisterte Taizéfahrerin ist, gemeinsam mit weiteren FreundInnen erneut nach Süden. Ilona Gaus berichtet von ihren Eindrücken.

Ich kenne die Taizé-Lieder gut und singe sie sehr gern. Aber über Frère Roger wusste ich bisher nicht viel und über die Kommunität von Taize eigentlich auch nicht – aber das hat sich mit diesem Sommer geändert: Wir sind als Gemeinschaft zusammen eine Woche dort gewesen. Ich muss gestehen, ich bin mit mäßiger Vorfreude losgefahren, denn die Vorstellung, sieben Tage unter drei bis viertausend Menschen zu verbringen, hat mich nicht gerade begeistert. Und dann wurde es doch eine ganz einmalige und inspirierende Erfahrung! Vor dieser Reise bin ich auch noch umgezogen, und siehe da, ich bin ins Frère Roger–Zimmer gekommen – also höchste Zeit, mich mit diesem besonderen Mann zu befassen!

Frère Roger Schutz war das jüngste von neun Kindern. Er war tief beeindruckt von seiner Großmutter, die im 1. Weltkrieg während der Kämpfe in der Normandie Flüchtlinge beherbergte und die entsetzt darüber war, was Christen sich gegenseitig antun. Ihr Traum war die Versöhnung der Völker Europas, und die ChristInnen sollten damit anfangen, über alle Kirchengrenzen hinweg!

Roger Schutz studierte zunächst Theologie in Lausanne und Straßburg und wurde reformierter Pfarrer. Dann brach der 2. Weltkrieg aus. Da machte er mit sich mit dem Fahrrad nach Frankreich auf, um einen Ort zu finden, an dem er mit anderen leben konnte, um zur Versöhnung zwischen den Feinden beizutragen. Nach dem Besuch des Klosters von Cluny lud ihn eine arme Frau in einem verlassenen Dorf in der Nähe von Cluny zum Essen ein – Taizé. Sie bat ihn zu bleiben. In dem Ort auf dem Hügel gab es viele leere Häuser. Roger blieb und richtete sich mit zwei Kühen und zwei Ziegen ein karges Leben ein. Doch es genügte, um damit auch noch jüdischen Flüchtlingen aus dem 100 km entfernten Lyon Schutz zu bieten. Die deutschen Besatzer kamen, und er musste in die Schweiz ausreisen. Zwei Jahre später, 1944, kehrte er mit drei Freunden zurück, um das, was er ‚Versöhnung leben‘ nannte, fortzuführen.

Bis auf den heutigen Tag sind die Regeln der Taizé-Gemeinschaft einfach: Das Herzstück sind die drei Gebetszeiten, daraus empfängt das Gemeinschaftsleben Rhythmus und stets erneuerte Kraft. Die im Winter 1952/53 verfasste „Regel von Taizé“ vermeidet alle Worte, die Druck oder Zwang erzeugen könnten. Vor allem jeder Formalismus sollte fernbleiben. In der Präambel der Regel steht ein Satz, der die Vision von Roger Schutz gut zusammenfasst: „Finde dich niemals ab mit dem Skandal der Spaltung unter den Christen, die alle so leicht die Nächstenliebe bekennen und doch getrennt bleiben.“

Als der Andrang der Besucher mit der Zeit immer größer wurde, kam die Idee auf, auf dem Hügel in unmittelbarer Nähe des Klosters eine Kirche zu bauen. Bis zu 6000 Menschen finden heute darin Platz.

Was zieht die (hauptsächlich) jungen Leute dorthin?

- die Begegnung mit Menschen aus anderen Nationen,

- das einfache Leben in Zelten oder Holzhütten,

- das Organisieren des Essens und Abwaschens,

- die stille Zeit, die durch nichts unterbrochen wird,

- und das Bewusstsein, ganz ernst genommen zu werden.

Frère Roger selbst sagte: „Eigentlich tun wir nichts anderes, als ihnen die Möglichkeit geben, zu beten“.

Und: Es ist auch die Musik, die fasziniert. Das Beten kommt durch das Singen. Das Gebet durch die Musik lebt in den Herzen weiter, auch wenn es in der Kirche längst verklungen ist. Beim Arbeiten, irgendwo in Afrika oder Deutschland oder Indonesien.

Der Geist von Frère Roger lebt in Taizé weiter, auch wenn das Leben des 90-jährigen im Sommer 2005 gewaltsam beendet wurde.



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