Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Leben in Gemeinschaft
Luftikus!

von Kuno Kohn / November 2018

Kuno Kohn von der Priestergemeinschaft „Charles de Foucauld“ ist engagiert bei der Teestube Sarah, die Frauen in der Prostitution solidarisch unterstützt. Er nahm am letzten Öku­menischen Kommunitätentreffen teil, für das wir GastgeberInnen waren. Wir luden ihn zu diesem Gastbeitrag ein.

Das ist keine freundliche Bezeichnung für einen Menschen: Der da, die da – ein echter Luftikus!

Unzuverlässig, spinnert, halt ein Träumer – ja, leichtsinnig kommt dieser Mensch daher.

Und dennoch hoffe ich, dass so manche oder mancher, die diesen Text jetzt lesen, schon mit diesem Titel belegt wurden: Luftikus oder ähnliche Titel.

Da wären wir in guter Gesellschaft. Unser Meister aus Nazareth wurde von seiner Familie sogar für verrückt erklärt Er solle wieder normal sein, mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen, sie versuchten ihn zurückzuzerren.

Mir kam dieses Wort in den Sinn, als mir eine Freundin einen Satz der Dichterin Hilde Domin sagte: „Ich setzte meinen Fuß in die Luft – und siehe, sie trug.“

Kühn mag es klingen, wenn ich sage: Die Welt kommt doch nur durch „Lutiküsse“ wesentlich voran! Durch Frauen und Männer, die sich von „Luft und Liebe“ nährten und darin Heimat geschmeckt haben.

Luft und Liebe“ stehen dann für Gott, für seinen Lebensodem, die belebende Luft, den Hauch seiner Geistin (der Geist ist im Hebräischen weiblich).

Als Hamburger sind mir normalerweise Bildreden mit Wasser näher, hier an der „Waterkant“. Hier hieße es eher, dass Wasser doch Balken hat…

Ich setzte meinen Fuß in die Luft, wie es Hilde Domin zu Wort bringt – das verstehe ich als Ermutigung zu gewagten Schritten, Expeditionen in lockendes Neuland. Wo unsichere Wege gewagt werden, auch wenn gewohnte Absicherungskonzepte dringend abraten. Wie viele haben das einfach getan. Ob sie Martin Luther King heißen oder Dorothy Day, ob Dom Helder Camara oder Clara und Franziskus – oder die ganze Litanei von Wagemutigen in Sachen Gerechtigkeit und Frieden rund um den Globus und durch lange Zeiten.

All die Luftiküsse kommen mir vor Augen, Frauen und Männer, die scheinbar Unmögliches einfach taten – und erstaunliches Getragensein erfahren durften. Und neu Geschichte schrieben.

Geglücktes Leben, menschenwürdiges Dasein wird häufig zuerst unter dem Verdacht gewagt, träumerisch zu sein, unrealistisch – mach Dich doch nicht zum Narren!

Ich kenne das auch auf der Ebene alltäglicher Beziehungen und Aufgaben.

Doch wenn ich Ungedachtes zu denken wage, unbekannte Wege erkunde, über Abgründe zu schreiten mich aufmache – dann kann die Erfahrung geschenkt werden, dass die Luft trägt, der Fuß zwar keinen gewohnten Halt findet, aber sich gut gehalten erfährt – von höchster Stelle.

Luftiküsse erscheinen oft als „windige Typen“, die sich (hoffentlich) als vom Geist Gottes bewegt entpuppen. Luftiküsse erfahren zu Zeiten eine „zweite Luft“ auf langen Wegen – wie gut trainierte Sportlerinnen und Sportler. Sie atmen im langen Atem Gottes und können ihren Einsatz und ihr Kämpfen bestehen.

Gern würde ich beantragen, zu den Hoheitstiteln des Zimmermanns aus Nazareth, des Menschen- und Gottessohnes, den Titel „Luftikus Gottes“ hinzuzufügen.

Wenn ich das vorschlage, scheint dieser persönlich mich aus einem „göttlichen Hinterhalt“ anzublinzeln und zu sagen: Bestätigung vom Menschen „über Dir“ kommt in Wahrheit nur von (halb) oben – lass es! Tu es doch einfach! Ich erkläre den Versuch für gültig!

Fake it- till you make it“ – sagen wir Leute in den Selbsthilfegruppen der 12-Schritte-Gemeinschaften: Tu es, als ob´s wahr wäre!

Ich setzte meinen Fuß in die Luft – und siehe, sie trug!“ Mach es einfach – wage was….

Brauchst Du noch einen überzeugenderen Beleg als die Praxis des Wanderpredigers, den so viele auch heute noch für eine Luftikus halten ? Die Osterluft sollte doch ausreichen. Ansonsten tut’s gewiss der Sturm des Pfingsttages.



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