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An den Rändern

Der Autor beim Abschiedsfest der Open Door Community in Atlanta, Georgia

von Nibs Stroupe / Februar 2020

„Der Schwarze Jesus und die Auferstehung“ – lautet der weitere Titel des Artikels des weißen Pastoren Nibs Stroupe, der im Mai 2019 in der Zeitschrift Hospitality erschien. Der Schwarze Jesus wird in dieser Theologie der Befreiung aus den Südstaaten der USA dem weißen Christus entgegengesetzt.

In diesem Jahr kam Ostern so spät, dass ich noch im Mai über die Kraft der Auferstehung schreiben kann! Wow - die Auferstehung geht weiter!

Ich bin mit dem Kreuz als zentraler Glaubenslehre der Kirche aufgewachsen. Als Erwachsener bin ich jedoch dazu übergegangen, mich mehr auf die Auferstehung als zentralen Inhalt zu konzentrieren.

Ich wundere mich, warum die Kirche das Kreuz als zentrales Symbol hat und nicht das leere Grab. Aber da ich in der weißen, gewalttätigen Überlegenheitskultur der Südstaaten aufgewachsen bin, verstehe ich, warum wir, die wir als "weiß" eingestuft sind, glauben, dass Gewalt den Charakter Gottes ausmacht. Es wundert mich also nicht, dass wir uns auf das Kreuz konzentrieren. So verstehen wir das Leben: Es muss jemand getötet werden, damit es eine Versöhnung geben kann. Allerdings war es sicher die Auferstehung, die in den Erzählungen der Evangelien die Jünger*innen veränderte und mit Geist erfüllte, nicht die Kreuzigung. Tatsächlich flohen bei der Kreuzigung alle männlichen Jünger vor Schrecken und Verzweiflung. Nur die Jüngerinnen blieben bis zum Ende bei Jesus. Der auferstandene Jesus erfüllte sie jedoch alle mit Geist und schickte sie hinaus, um es mit dem Römischen Reich aufzunehmen.

Vor diesem Hintergrund möchte ich über die Möglichkeiten von Auferstehung in unserem Leben schreiben.
Zuerst fällt auf: Die Hauptzeug*innen der Auferstehung sind Menschen von den Rändern, Frauen. In allen vier Evangelien gibt es verschiedene Frauen als Hauptzeuginnen. Wir können uns sicher vorstellen, wie schwierig dies in der patriarchalen Gesellschaft war, in der Jesus lebte: Das Zeugnis der Auferstehung hängt von denen ab, deren Zeugnis ohne männliche Bestätigung vor Gericht nicht zugelassen wurde. Wie ärgerlich! Der Schwarze Jesus scheint seine revolutionäre Kraft vor allem auf diejenigen zu setzen, von denen die Gesellschaft sagt, dass sie unzuverlässig seien – aber dies galt ja für Jesu gesamtes Lebenszeugnis. Warum sollte es also bei seiner lebensverändernden Auferstehung anders sein?

Viele Kommentatoren versuchen, diese unbequeme Wahrheit umzudeuten, indem sie darauf hinweisen, dass Frauen einfach nur zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Sie kamen zum Grab Jesu, nicht um den auferstandenen Jesus zu finden, sondern um den Leib des toten Jesus zu salben und ihm eine angemessene Beerdigung zu bereiten. Sie kamen aus der Treue zu demjenigen, der ihr Leben verändert hatte. Es war schließlich Frauenarbeit, und kein Mann wollte es tun. Warum eigentlich nicht? Das ist eine grundsätzliche Frage, die hier gestellt werden muss. Die Männer hatten die Möglichkeit, am Grab zu sein, aber sie beschlossen, nicht zu kommen.

Doch wir können uns nicht mit dieser Antwort zufrieden geben, es wäre Zufall gewesen, denn es gibt eine entschei-dendere Antwort im Johannesevangelium, wo Maria Magdalena allein zum Grab kommt. In den anderen Evangelienberichten kommt Maria mit anderen Frauen zum Grab, aber bei Johannes ist sie alleine.

Maria ist vom Tod ergriffen – das müssen wir uns klar machen. Als ein Mensch am Rande hat sie die Aussage verinnerlicht, dass Rom die Welt regiert, dass Roms Wort endgültig ist. Rom hat Jesus getötet, und es ist vorbei. Sie kommt in Johannes 20 zum Grab Jesu und sucht nicht nach einem auferstandenen Jesus, sondern nach seinem Leichnam. Weil sie sich nur den Tod vorstellen kann, denkt sie angesichts des weggerollten Steins nicht: "Halleluja! Jesus ist von den Toten auferstanden!" Nein, sie denkt, dass jemand den Leichnam gestohlen hat. Sie läuft zurück, um einige der männlichen Jünger zu holen, die ihr helfen sollen, den Leichnam zu finden. Petrus kommt mit ihr, ebenso wie der Mann, den Johannes "denjenigen, den Jesus liebte" nennt. In einem testosterongesteuerten Bericht am Anfang des 20. Kapitels des Johannesevangeliums, rennen Petrus und der andere Jünger (vermutlich Johannes) zum Grab. In diesem Zusammenhang scheint der Autor von Johannes sagen zu wollen, dass "der andere Jünger" die gleiche Autorität hatte wie Petrus. Nachdem diese beiden Jungs ihren männlichen Wettstreit beendet haben, verlassen sie das Grab Jesu. Es ist doch bemerkenswert, dass diese männlichen Jünger zwar am Grab sind, aber dass der auferstandene Jesus beschließt, ihnen nicht zu erscheinen. Sie sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber der Schwarze Jesus entscheidet sich, ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht zu erscheinen.

Der Schwarze Jesus wartet damit, bis die Männer gegangen sind, und er wählt Maria – das ist kein Zufall, hier geht es nicht um die „richtige Zeit am richtigen Ort“. Der Schwarze Jesus wartet darauf, sein auferstandenes Selbst vor den Augen eines Menschen am Rande des Lebens erscheinen zu lassen: Maria Magdalena. Wie eine andere Maria bei der Geburt Jesu wird diese Maria gebeten, die Nachricht von einem neuen Leben zu ihren verzweifelten und bedrückten Kollegen zu bringen – es ist der Schwarze Jesus am Rande. Maria ist in dieser Erzählung keine Heilige – ich will das Leben am Rande nicht romantisieren. Dieses Leben ist schwierig und voller Leiden, und Maria hat die Endgültigkeit des Todes in sich selbst und ihrem Leben verinnerlicht – es gibt keinen Sinn und kein Leben jenseits der Herrschaft und Gewalt Roms. Als ihr also der auferstandene Schwarze Jesus am Grab erscheint, kann Maria ihn nicht erkennen. Ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten lassen das nicht zu. Es ist nicht so, dass Maria Jesus wahrnimmt und sich lediglich weigert, ihn anzuerkennen. Vielmehr denkt sie, dass er der Friedhofsverwalter sei. Sie sieht ihn und spricht mit ihm, aber sie kann nicht erkennen, wer er ist. Sie ist nicht in der Lage, den auferstandenen Schwarzen Jesus zu erkennen, weil sie weiß, dass der Tod und Rom regieren, und dass es so etwas wie ein neues Leben nicht geben kann.

Diejenigen von euch, die mit dieser Geschichte vertraut sind, wissen, wie Maria doch noch zur Erkenntnis kommt: Der auferstandene Schwarze Jesus nennt ihren Namen: "Maria". Und dieses Erkennen zeigt uns die grundsätzliche Wahrheit über die Auferstehung, über den auferstandenen Schwarzen Jesus, ja über unser ganzes Leben – unabhängig von unserem Alter oder der Zeit, in der wir leben:
Der auferstandene Schwarze Jesus steht direkt vor uns und kommt von den Rändern des Lebens her zu uns. Er ruft unsere Namen und bittet uns, ihn zu erkennen und uns selbst als Kinder Gottes zu sehen, nicht als Kinder Roms oder der aktuell herrschenden Macht.

Diese Auferstehungsgeschichte gibt uns den entscheidenden Hinweis darauf, wie wir unsere Wahrnehmung verbessern können:
Der auferstandene Schwarze Jesus steht am Rande.
So begann er sein Leben – geboren von einem Teenager, die vor der Ehe schwanger wurde und fast die Todesstrafe erhielt, geboren auf der Straße, ein Flüchtling, der vor den Soldaten der Regierung Asyl suchen musste.
So lebte er sein Leben – er besaß kein Haus, war auf die Freundlichkeit von Fremden angewiesen und berief die Menschen am Rande zu seinen Anhänger*innen.
So erlebte er seinen Tod – die Todesstrafe am Kreuz durch das Römische Reich, verlassen von den meisten seiner engsten Anhänger, sich wie ein mutterloses Kind fühlend.
So erlebte er seine Auferstehung – auf einem Friedhof entschied er sich, der Frau am Rande zu erscheinen. Er ging dieses Risiko ein, und es hat sich gelohnt. Die Frau, die das Wasser herbei trug, diese Frau am Rande des Lebens, war fassungslos, als sie begriff, dass sie die erste Zeugin des neuen Lebens war. Diese Frau namens Maria, die im 8. Kapitel des Lukasevangeliums als psychisch krank dargestellt wird, die von der Kirche später abgetan wurde als Sexarbeiterin – sie ist die Hauptzeugin, und sie steht am Rande des Lebens.

Und sie läuft weiter, um es uns zu sagen, wie sie es damals den männlichen Jüngern an diesem vermeintlichen Tag des Todes gesagt hatte: "Ich habe den Herrn gesehen!" So lasst auch uns auf sie hören.

Nibs Stroupe ist ein langjähriger Freund der Open Door-Gemeinschaft, pensionierter Pastor und der Autor mehrerer Bücher. Er schreibt einen wöchentlichen Blog unter www.nibsnotes.blogspot.com (nibs.stroupe@gmail.com).
Übersetzt von Dietrich Gerstner mit Hilfe von DeepL.com/ Translator.



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