Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Ein Körper - eine Menschheitsfamilie

Im April würdigten wir bei einer Verabschiedung von drei verdienten Ehrenamtlichen aus der kirchlichen Flüchtlingsarbeit Christel Seiler mit der lila Schärpe der „Bundesverdienstkreuz-Verweigerin“. Vor einigen Jahren sollte Christel vom damaligen Bundespräsidenten für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden. Christel entschied sich nach intensiver Prüfung gegen diese Auszeichnung. Sie wollte von einem Staat, der für das Leid so vieler Flüchtlinge in Deutschland mit verantwortlich ist, keine Ehrung für ihr Engagement erhalten. Unsere Bewunderung für dieses prophetische „Nein“ gegen die Obrigkeit und ihr „Ja“ zu Gerechtigkeit und Menschenfreundlichkeit!

von Ilona Gaus / Juni 2013

Beim Feierabendmahl im Rahmen des Kirchentags 2013 ging es um den Text im Korintherbrief, in dem die christliche Gemeinschaft mit einem Körper verglichen wird, der erst durch all seine verschiedenen Teile ein funktionierendes Ganzes ist (1. Korinther 12). Auch die ganze Menschheitsfamilie ist ein solcher Körper, und von ihren Teilen handeln diese Geschichten, die Ilona Gaus in der Martin-Luther-King Kirche in unserem Nachbarstadtteil Steilshoop vortrug.

Ich bin Jalil. Ich bin die Füße.

Wie überlebensnotwendig waren meine Füße, als ich vor der Bande davonlief, die mich zum Kindersoldaten machen wollte in Somalia. Meine Füße waren wie abgestorben, als sie mich in Libyen in die kleine Arrestzelle pferchten zu 40 anderen Gefangenen, nur weil ich mich abends auf der Straße aufgehalten hatte. Meine Füße trugen mich bis Malta, und obwohl ich die stürmische Seereise überstanden habe, fehlt mir bis heute der feste Grund unter den Füßen.

Ich bin Betty.

Ich bin die Hände. Ich putze in 15 verschiedenen Haushalten, tagein, tagaus, um meinen Kindern in Nigeria eine ordentliche Schulbildung zu ermöglichen. Mein Zimmer teile ich mit vier weiteren Frau-en. Jede muss für ihr Bett 250 € bezahlen. Ich darf nicht krank werden und ich kann keinen Urlaub machen. Meine Hände brauche ich zum Überleben.

Ich bin Irina.

Ich bin das Herz. Eine Agentur vermittelte mich als Pflegekraft für alte Men-schen nach Deutschland. Drei Monate Deutschland, drei Monate Ukraine – so reiste ich hin und her und wusste gar nicht mehr, wo ich eigentlich hingehöre. Nun habe ich mein Herz verloren – hier in Deutschland : Es wird meine zukünf-tige Heimat sein.

Ich bin das Ohr. Ich bin Alain und komme aus Togo.

Mein Ohr hat mich gewarnt und gerettet. Ich war beim Bau einer Straße für die Überprüfung des Straßenbelags zuständig. Weil in der Bauzeit durch Korruption immer mehr Materialien verschwanden, musste ich immer mehr Sand in den Beton schütten. Mir war klar, dass der Belag so nur kurze Zeit brauchbar sein würde und protestierte bei der Bauleitung. Daraufhin bekam ich Morddrohungen und Freunde rieten mir, so schnell wie möglich ins Ausland zu fliehen. Doch hier in Deutschland wurde meine Bedrohung nicht als Fluchtgrund anerkannt. Meine Ohren kriegten immer nur zu hören: Dieser Asylantrag wird als unbegründet abgelehnt.

Ich bin Ahmad. Ich bin die Augen.

Sie mussten mit ansehen, wie mein Vater und mein Bruder erschossen wurden. Ich kann die Bilder nie wieder aus meinem Gedächtnis löschen. Und ich musste meine Augen nun erst recht aufhalten, denn es galt, meine Frau und meine zwei Kinder in Sicherheit zu bringen. Der mühsame Weg von Afghanistan nach Deutschland dauerte vier Jahre. Wir haben alles, was wir besaßen, verkauft. Das hat gerade gereicht, um bis nach Deutschland zu kommen. Doch weil wir über Italien eingereist sind, sollen wir dorthin zurückkehren. Dort stehen wir auf der Straße. Wovon sollen wir leben?

1. Korinther 12, 24b-27: Aber Gott hat den Leib zusammengefügt ... Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.



Mittragen

Unsere Gastfreundschaft für obdachlose Flücht­linge wird erst mög­lich durch Spenden und ehren­amtliche Mitarbeit
weiter...

Mitfeiern

Hausgottesdienste, Offene Abende und immer wieder mal ein Fest: Herzlich will­kommen bei uns im Haus der Gast­freund­schaft
weiter...

Mitbekommen

Möchten Sie regel­mäßig von uns hören und mit­bekommen, was pas­siert? Abonnieren Sie am besten unseren kosten­losen Rundbrief
weiter...

Mitleben

Immer wieder fragen uns interessierte Menschen, ob und wann sie uns be­suchen kommen können. Wir freuen uns sehr über dieses Inter­esse.
weiter...