Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Das Geschenk der Freundschaft

von Manuel Beyer / März 2013

Vor ein paar Jahren habe ich etwas entdeckt, das mich bis heute berührt und verändert: Exerzitien auf der Straße. Meistens sind das 10tägige „Kurse in Achtsamkeit“, es geht um „respektvolles Sehen und Hören“ mitten im Leben, mitten in der Stadt. Während dieser Zeit versuchen die TeilnehmerInnen aufmerksam dafür zu werden, wohin Gott sie führen will, um dem Leben neu zu begegnen.

Eine einfache Unterkunft und viel freie Zeit machen es den TeilnehmerInnen leichter, loszuziehen, zu beten und Orte der persönlichen Gottesbegegnung zu finden. Mit der Erfahrung von Mose am brennenden Dornbusch (Exodus / 2. Mose 3) im Herzen sind sie besonders aufmerksam für Orte in und um die Stadt, an denen sie innerlich bewegt werden. Sie bleiben dort, um zu meditieren und zu beten; und vielleicht die Schuhe auszuziehen, um in respektvollem Kontakt mit der Wirklichkeit um sie herum und in ihnen zu kommen. Abends nach einem Gottesdienst und einem einfachen selbst gemachten Abendessen teilen die TeilnehmerInnen in kleinen Gruppen (zusammen mit 2 BegleiterInnen, immer eine Frau und ein Mann) ihre Wege und ihr Suchen, ihre Gefühle, Sehnsüchte und Ängste während des Tages miteinander.

Im Sommer 2008 habe ich das erste Mal an den Straßenexerzitien teilgenommen, und seither hat es mich immer wieder dorthin gezogen: Ich bin beispielsweise von einem blinden (!) Mann geführt worden, ich bin berührt worden von einem pflegebedürftigen alten Ehepaar in einem Park, ich stand plötzlich und wortwörtlich in den Fußspuren Jesu und mein Glaube, dass Gott in Gemeinschaft gegenwärtig ist, hat sich noch vertieft. Straßenexerzitien helfen mir, persönliche und gesellschaftliche Grenzen zu überwinden, mich von anderen berühren zu lassen und in all dem (und meinem Leben), Gott zu finden.

Als Mose Gott begegnet, fordert der ihn auf: „Zieh deine Schuhe aus! Du stehst auf heiligem Boden!“ Mose zieht seine Schuhe aus, er will Gott mit Respekt begegnen. Auch heute noch ist das in vielen Kulturen ein Zeichen gegenseitigen Respekts. Barfuss wird Mose langsamer und innerlich aufmerksamer, so kann er wahrnehmen, was geschieht. So kann er Gott begegnen.

Mose hat mich ermutigt, mich selber auf eine innere Suche zu machen. Nach den inneren Schuhen zu suchen, die an meinen Füßen festgewachsen sind: innere Schuhe, mit denen ich mich vor anderen schütze – innere Stiefel, mit denen ich andere verletze – oder die inneren Schuhe des Besser-wissens. Genau die habe ich nämlich an meinen Füßen entdeckt:

Ich bin vor einer Obdachlosenküche unter einem Baum gesessen, als ein fremder Mann vorbeigekommen ist. Er hat mich gefragt, ob ich einen Moment auf seinen Wander-Rucksack aufpassen könne. Kurz darauf ist er wiedergekommen und hat sich zu mir gesetzt. Wir sind ins Gespräch gekommen: Er hieß Andreas, war ohne Wohnung, hatte seine kleine Firma und seine Familie vor einigen Jahren verloren. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, Andreas kluge Ratschläge geben zu wollen. Aber es gelang mir, meine inneren Schuhe auszuziehen. Wir sind uns auf Augenhöhe begegnet. Über drei Stunden sind wir dagesessen und haben von uns und unserem Leben erzählt. Ich hatte die Schuhe des Besser-wissens ausgezogen und den heiligen Boden der Freundschaft berührt. Mir war Gott an diesem Ort und in diesem Menschen begegnet.

Wenn Sie neugierig geworden sind auf die Straßenexerzitien und Lust haben eigene Erfahrungen zu machen, dann gibt es dafür mehrere Möglichkeiten:

Beim Kirchentag in Hamburg finden 4stündige Exerzitien auf der Straße statt: Treffpunkt am Fr. 3.5. oder am Sa. 4.5.2013, jeweils um 11 Uhr in Hamburg-Altona in der Friedenskirche Altona.

Oder Sie melden sich zu den Straßenexerzitien in vielen deutschen (und europäischen) Großstädten an. Termine finden Sie unter: www.conspiration.de/exerzitien/.

Es gibt auch ein kleines Anleitungsbuch zu den Straßenexerzitien: Christian Herwartz: Brennende Gegenwart. Exerzitien auf der Straße, Echter Verlag, 2011.

Herzliche Einladung!



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